Achteruit Rijden


WARNUNG:

 Das nachfolgende Video wird jeden aufrechten DAF-Fan vermutlich körperliche und seelische Schmerzen bereiten.

 

Die traurige Chronistenpflicht, eine angemessene Vergangenheitsbewältigung, ein eindeutiges mahnendes Statement und eine gesunde Portion Selbstironie und Masochismus lassen uns zur Überzeugung kommen dieses schreckliche Kapitel der Fahrzeughistorie nicht unerwähnt zu lassen. Schon die hier zerstörten potentiellen Ersatzteile vermissen wir heute sehr. Die uns betreuenden Psychologen versichern ständig, dass diese Form des endgültigen Autotodes würdevoll und ästhetisch ansprechend ist. Allein: uns fehlt daran der Glaube.

 

Ob solche Stockcar-Rennen unseren Fahrzeugen ein endgültiges Kult-Denkmal setzen, oder dem eh schon ramponierten Image der Fahrzeuge den Rest geben? Das möge jeder für sich entscheiden. Letztlich macht die schiere Masse zerstörter Fahrzeuge die überlebenden Autos noch exklusiver sowie für uns begehrens- und erhaltenswerter.



Die Rückwärtsfahrten (niederländisch: Achteruit Rijden) entstanden Anfang der Achtziger Jahre des letzten Jahrhundert als festes Element der Fernsehsendung "Ter Land, ter zee en in de lucht", die später in Deutschland als "Zu Wasser, zu Lande und in der Luft" bekannt wurde. Die Wettbewerbe wurden zumeist auf den Rennstrecken Zandvoort und Valkenswaard ausgerichtet.

Beliebte Stockcars waren natürlich zunächst Käfer, Ford Granada, Renault 5 und große Opel. Es gab normale "Crash-Rennen",  Slaloms, Wohnwagenrennen, Sprungschanzenrennen und schließlich auch Rückwärtsrennen. In dieser "Klasse" waren die DAFs konstruktionsbedingt immerhin unschlagbar schnell, doch aufgrund der Lenkgeometrie oft nur bis zur ersten Kurve. Hiernach war zumeist der Außenspiegel kaputt, weil das Auto darauf lag. Die spektakulären "Abflüge" belustigten viele Live- und Fernsehzuschauer. Aus diesem Grunde traten die DAF-Fahrzeuge zumeist nicht gegen andere Marken, sondern nur gegen andere DAFs an.

 

Die Variomaticfahrzeuge litten zu dieser Zeit unter einem schlechten Image bei jungen Menschen. Aufgrund der Automatik, der eher konservativen Form und des Kleinwagenformates wurden neue DAFs überdurchschnittlich häufig von Kriegsversehrten, älteren Damen (Oma oder Tantchen) und Menschen mit Handicaps neu gekauft. Rund zehn, fünfzehn oder knapp zwanzig Jahre später wurden die Autos oft familiär weitervererbt und (z. B. auch als billiges Anfängerfahrzeug) endverbraucht. Sollte der erste DAF durch ein größeres, sportlicheres oder neueres Auto ersetzt werden, war dieser für ein Stockcar-Rennen prädestiniert - er war reif für das letzte Schlachtefest.  Wie viele Fahrzeugen in den Achtziger- und Neunziger-Jahren auf diese Weise "starben" ist nicht überliefert. Es dürften durchaus einige tausend gewesen sein. Erst als die Fahrzeuge Ende der Neunziger Jahre wirklich rar wurden, ebbte das Interesse zu dieser Volksbelustigung ab. Allerdings: Einige Unentwegte mag es bis heute noch geben. Das aktuellste Video eines DAF-Rückwärtsrennens auf YouTube datiert im Jahre 2014. Immer wieder hört man von Clubkameraden, dass DAFs zu diesen Zwecken auch in Deutschland "abgeschwatzt" werden sollen. Vorsicht beim Verkauf ist also geboten.

 

Ihre Meinung zu diesen Rennen interessiert uns natürlich sehr.